ZH1306

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Lot 26
  • 26

Giovanni Giacometti

Estimate
250,000 - 350,000 CHF
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Description

  • Giovanni Giacometti
  • Inverno, 1932
  • Unten rechts monogrammiert; rückseitig signiert, datiert und bezeichnet Maloja
  • Öl auf Leinwand
  • 72 x 75 cm
Dieses Gemälde ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA unter der Archivnummer 77014 invertarisiert.

Exhibited

Chur, Bündner Kunstmuseum, Jubiläumsausstellung Giovanni Giacometti (1868-1933), 1968, Nr. 119 (Winter in Capolago) (falsche Masse: 62.5 x 75 cm)

Literature

Giovanni Giacometti, Registro dei quadri, Nr. 3, S. 9, Nr. 531
vgl. Paul Müller/Viola Radlach, Giovanni Giacometti (1868-1933), Werkkatalog der Gemälde, Zürich 1997, Band II-2, S. 588, Nr. 1932.23, S. 589, abgebildet (Studie zu Inverno)

Condition

Hardly visible stretcher marks. Some light media accretions on the varnish, aligned vertically to the righ of the centre. Scattered, minute fly spots. Mild surface cleaning recommended some time. No retouchings visible under uv-light. Good condition.
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Catalogue Note

Winter, Inverno, nannte Giovanni Giacometti das Bild, das den Ausblick von der Anhöhe hinter seinem Haus in Maloja-Capolago über den jungen Inn auf die gegenüberliegende Talseite wiedergibt. Eine dichte Schneedecke überzieht die Landschaft, aus der einzelne Elemente schemenhaft herausragen, wie die Baumgruppe jenseits des Flusses, Felsbrocken, ein paar bloss liegende Teile einer Felswand und die obere Ecke seines Wohnhauses. Der Schneefall hat soeben aufgehört, ein mildes, fahles Sonnenlicht durchbricht den Dunst und fügt der Schneelandschaft im Vordergrund zartgelbe Farbakzente hinzu, die sich im Hintergrund in weichen weissgraurosa Tönen verlieren. Eine kleine dunkle Gestalt ist damit beschäftigt, die Strasse zum Haus frei zu schaufeln. «Vor dem Haus befand sich ein Sitzplatz, beinahe eine Art Dorfplatz von ganz Maloja, den wir ‹la plazeta› nannten», erinnerte sich Bruno Giacometti, der jüngste Sohn von Giovanni, im Gespräch mit Felix Baumann, «dorthin kamen oft viele Leute aus dem Dorf»[1].

Der zart modulierende Farbauftrag kommt den weich gerundeten Silhouetten der Winterstimmung entgegen; der Künstler beherrschte in seiner Reifezeit die Malmittel souverän und setzte sie seinen jeweiligen Zielen entsprechend ein. Auch die Komposition mit den spielerisch und wie zufällig über die Leinwand verstreut wirkenden Komponenten ist Teil dieser Bildstrategie. Giacometti äusserte sich einmal zu diesem Prinzip, als er beim Blick durch sein Atelierfenster auf eine zufällig beisammen stehende Menschengruppe einem jungen Künstlerkollegen gegenüber erklärte, «besser kann man nicht komponieren, niemals!» Und auf den Einwand hin, es gebe doch auch gut komponierte Bilder, erwiderte er: «Dann sind sie eben nicht konstruiert, sondern glücklich gefunden.»[2]

Wir danken Viola Radlach, Co-Autorin Werkkataloge Giovanni Giacometti und Cuno Amiet, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA, für den Textbeitrag.

[1] Bruno Giacometti erinnert sich. Gespräche mit Felix Baumann, Zürich: Scheidegger & Spiess, 2009, S. 22.
[2] Adolf Mohler 1893–1962, Aus Aufzeichnungen und Briefen eines Malers, Zürich: o.V., 1965, S.  22–23.