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Giovanni Giacometti
Estimate
300,000 - 500,000 CHF
bidding is closed
Description
- Giovanni Giacometti
- MALOJA, 1925MALOJA, 1925
- Unten rechts monogrammiert; rückseitig signiert, datiert und bezeichnet Maloja
- Öl auf Leinwand
- 41 x 37 cm
Literature
Paul Müller/Viola Radlach, Giovanni Giacometti, Werkkatalog der Gemälde, Zürich 1997, Band II-2, S. 496, Nr. 1925.08 (fälschlicherweise mit den Massen 41 x 27 cm angegeben) u. S. 497, abgebildet
Condition
Not relined.
Very small retouching visible under uv-light to the upper centre right, right on the edge.
In very good, original condition.
"In response to your inquiry, we are pleased to provide you with a general report of the condition of the property described above. Since we are not professional conservators or restorers, we urge you to consult with a restorer or conservator of your choice who will be better able to provide a detailed, professional report. Prospective buyers should inspect each lot to satisfy themselves as to condition and must understand that any statement made by Sotheby's is merely a subjective, qualified opinion. Prospective buyers should also refer to any Important Notices regarding this sale, which are printed in the Sale Catalogue.
NOTWITHSTANDING THIS REPORT OR ANY DISCUSSIONS CONCERNING A LOT, ALL LOTS ARE OFFERED AND SOLD AS IS" IN ACCORDANCE WITH THE CONDITIONS OF BUSINESS PRINTED IN THE SALE CATALOGUE."
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Catalogue Note
Ein Blick auf das Schaffen Giovanni Giacomettis im Jahr 1925 zeigt zweierlei; zum einen eine erstaunlich kleine Produktion; mit zwölf Gemälden weist sie weniger als die Hälfte der Anzahl anderer Jahre auf, drei Porträts neben neun Landschaftsdarstellungen; und bei den Landschaften – dies die zweite bemerkenswerte Tatsache – handelt es sich überwiegend um Stimmungsbilder, die künstlerische Umsetzung spezifischer witterungsbedingter atmosphärischer Erscheinungen.
Die vergleichsweise geringe künstlerische Produktivität in diesem Jahr lässt sich mit seinem vermehrten kunstpolitischen Engagement in Verbindung bringen, das infolge seines hohen Renommees an ihn herangetragen wurde. Nachdem Giacometti 1921 seine Mitgliedschaft in der Eidgenössischen Kunstkommission aufgekündigt hatte, war er 1922 in die Eidgenössische Kommission der Gottfried Keller-Stiftung gewählt worden. Seine Korrespondenz mit dem Freund Daniel Baud-Bovy, Präsident der Eidgenössischen Kunstkommission und Mitglied der Kommission der Gottfried Keller-Stiftung, gibt Einblick in die diesbezüglichen Aktivitäten und auch in seine Befürchtungen, den Anforderungen aufgrund seines abgelegenen Wohnsitzes nicht gerecht werden und sie überdies mit seinem Drang, malerisch tätig zu sein, nicht vereinbaren zu können.[1] Darüber hinaus war Giacometti 1925 an einer Reihe von Ausstellungen in Rom, Berlin, Karlsruhe, Bern, Lugano, Chur und Zürich, teilweise in grösserem Umfang vertreten, was ihn zusätzlich in Anspruch nahm.
Indessen hinderte ihn dies alles nicht, in diesem Jahr eine, wenn auch kleinere Anzahl hervorragender Gemälde zu schaffen, wozu das Werk Maloja gehört. Die malerische, feucht-nebelige Witterung hatte ihn inspiriert; sie verlieh den Farben von Vegetation und Hausdächern wie deren Spiegelungen im See Leuchtkraft und Tiefe, während die ziehenden Nebelschwaden den Gipfel des Piz Lunghin und einen Flecken blauen Himmels blosslegten. Ein paar Jahre später schilderte Giacometti seinen Söhnen Alberto und Diego in Paris ein ähnliches Erlebnis: "Bereits vorgestern erhob ich mich mit dem Vorsatz, Euch beiden den Morgen zu widmen (es regnete noch), doch als ich ins Atelier ging, sah ich einen prächtigen Effekt von Licht und Wolken, der mich die Pinsel in die Hand nehmen liess, und dann arbeitete ich den ganzen Tag und stellte das Bild gestern Mittag fertig.“[2]
Das von Giacometti gewählte Motiv präsentiert sich heute etwas anders. Die Häuser sind grösstenteils noch vorhanden, werden jedoch von weiteren, neuen Bauten eingerahmt, und das am rechten Bildrand angeschnitten erkennbare Wohnhaus des Künstlers erhielt in späterer Zeit einen Anbau von seinem jüngsten Sohn, dem Architekten Bruno Giacometti. Auch der kleine Hafen im Vordergrund – in seiner Mitte das rote Boot Giovanni Giacomettis[3] – existiert nicht mehr. Der Erbauer des links ausserhalb des Bildes befindlichen Maloja Palace, Graf Camille de Renesse, hatte Ende des 19. Jahrhunderts den Wasserlauf des Inn zu einem Hafen ausbauen lassen, der es den Gästen erlaubte, mit dem Boot über den Silsersee bis zum Hotel zu gelangen.[4]
Die vergleichsweise geringe künstlerische Produktivität in diesem Jahr lässt sich mit seinem vermehrten kunstpolitischen Engagement in Verbindung bringen, das infolge seines hohen Renommees an ihn herangetragen wurde. Nachdem Giacometti 1921 seine Mitgliedschaft in der Eidgenössischen Kunstkommission aufgekündigt hatte, war er 1922 in die Eidgenössische Kommission der Gottfried Keller-Stiftung gewählt worden. Seine Korrespondenz mit dem Freund Daniel Baud-Bovy, Präsident der Eidgenössischen Kunstkommission und Mitglied der Kommission der Gottfried Keller-Stiftung, gibt Einblick in die diesbezüglichen Aktivitäten und auch in seine Befürchtungen, den Anforderungen aufgrund seines abgelegenen Wohnsitzes nicht gerecht werden und sie überdies mit seinem Drang, malerisch tätig zu sein, nicht vereinbaren zu können.[1] Darüber hinaus war Giacometti 1925 an einer Reihe von Ausstellungen in Rom, Berlin, Karlsruhe, Bern, Lugano, Chur und Zürich, teilweise in grösserem Umfang vertreten, was ihn zusätzlich in Anspruch nahm.
Indessen hinderte ihn dies alles nicht, in diesem Jahr eine, wenn auch kleinere Anzahl hervorragender Gemälde zu schaffen, wozu das Werk Maloja gehört. Die malerische, feucht-nebelige Witterung hatte ihn inspiriert; sie verlieh den Farben von Vegetation und Hausdächern wie deren Spiegelungen im See Leuchtkraft und Tiefe, während die ziehenden Nebelschwaden den Gipfel des Piz Lunghin und einen Flecken blauen Himmels blosslegten. Ein paar Jahre später schilderte Giacometti seinen Söhnen Alberto und Diego in Paris ein ähnliches Erlebnis: "Bereits vorgestern erhob ich mich mit dem Vorsatz, Euch beiden den Morgen zu widmen (es regnete noch), doch als ich ins Atelier ging, sah ich einen prächtigen Effekt von Licht und Wolken, der mich die Pinsel in die Hand nehmen liess, und dann arbeitete ich den ganzen Tag und stellte das Bild gestern Mittag fertig.“[2]
Das von Giacometti gewählte Motiv präsentiert sich heute etwas anders. Die Häuser sind grösstenteils noch vorhanden, werden jedoch von weiteren, neuen Bauten eingerahmt, und das am rechten Bildrand angeschnitten erkennbare Wohnhaus des Künstlers erhielt in späterer Zeit einen Anbau von seinem jüngsten Sohn, dem Architekten Bruno Giacometti. Auch der kleine Hafen im Vordergrund – in seiner Mitte das rote Boot Giovanni Giacomettis[3] – existiert nicht mehr. Der Erbauer des links ausserhalb des Bildes befindlichen Maloja Palace, Graf Camille de Renesse, hatte Ende des 19. Jahrhunderts den Wasserlauf des Inn zu einem Hafen ausbauen lassen, der es den Gästen erlaubte, mit dem Boot über den Silsersee bis zum Hotel zu gelangen.[4]
Wir danken Viola Radlach, Co-Autorin Werkkatalog Cuno Amiet, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA, für den Textbeitrag.
[1] Siehe dazu Viola Radlach (hrsg.), Giovanni Giacometti, Briefwechsel mit seinen Eltern, Freunden und Sammlern, Zürich 2003, insbes. Brief 633
[2] Giovanni Giacometti an Alberto und Diego Giacometti, Brief vom 8.6.1932, zitiert nach Dieter Schwarz, Giovanni Giacometti 1868–1933, Leben und Werk, Ausstellungskatalog Kunstmuseum Winterthur/Lausanne/Chur 1996/97, S. 192 mit Anm. 63
[3] Gemäss mündlicher Überlieferung
[4] Siehe dazu Bruno Giacometti in: Ernst Scheidegger (hrsg.), Das Bergell – Heimat der Giacometti, Zürich 1994, S. 20