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Giovanni Giacometti 1868 - 1933
Description
- Giovanni Giacometti
- PIZ DUAN, 1908PIZ DUAN, 1908
- Unten links monogrammiert und datiert; rückseitig signiert
- Öl auf Leinwand
- 64,5 x 70 cm
Provenance
Direkt vom Künstler an die Familie der heutigen Besitzer
Exhibited
Literature
Registro dei Quadri, Nr. 1, S. 21, Nr. 52
Paul Müller/Viola Radlach, Giovanni Giacometti 1868-1933, Werkkatalog der Gemälde, Zürich 1997, Bd. II-1, S. 260, Nr. 1907.41
Catalogue Note
Mit seinen 3130 Metern der höchste Gipfel des nördlichen Bergell, ragt der Piz Duan unmittelbar neben Stampa, dem Wohnort Giovanni Giacomettis, empor. Die noch ockerbraune Bergtundra, durchzogen von mäandrierenden Gebirgsbächen und übersät von rosalilafarbenen Soldanellen, verweist auf den Frühsommer gegen Ende der Schneeschmelze. Schon im Mai 1908 in Aarau ausgestellt, wird Giacometti das Gemälde im Jahr vorher vor dem Motiv angefangen und 1908, vermutlich im Atelier, fertig gestellt haben. Wohl noch im selben Jahr gelangte es in privaten Besitz und ist bis heute nie mehr öffentlich gezeigt worden. 1908 war das Jahr der ersten grossen Erfolge des Vierzigjährigen. Bedeutende Sammler waren auf Giovanni Giacometti aufmerksam geworden und erwarben seine Werke; er korrespondierte mit Richard Kisling in Zürich, Hedy Hahnloser und Richard Bühler in Winterthur. An der erwähnten Ausstellung in Aarau verkaufte er sechs Gemälde, zwei Ausstellungen in Zürich folgten, darunter eine im Künstlerhaus, dem nachmaligen Kunsthaus, zusammen mit Cuno Amiet und Vincent van Gogh. Der Kunstkritiker der NZZ, Hans Trog, bemerkte dazu, wie schwer verdaulich die Werke des avantgardistischen Holländers doch für das Zürcher Publikum seien, wäre es nicht durch die „ungebrochenen, schmetternden Farbenklänge" Giacomettis und Amiets schon darauf vorbereitet worden. Nicht nur in seiner intensiven Farbigkeit, dem komplementären Kontrast von Blau und Orange, auch im divisionistischen Pinselstrich zeigt sich der „Piz Duan" dem Malstil van Goghs verwandt. Als Mensch und als Maler hatte Giacometti ihn im Jahr zuvor durch dessen publizierte Korrespondenz kennen und schätzen gelernt und die Gelegenheit erhalten, eines seiner Gemälde zusammen mit seinem Künstlerfreund Cuno Amiet zu studieren und zu kopieren. Dem Staccato der einzelnen Pinselstriche stellte Giacometti hier im „Piz Duan" virtuos das grosszügige, rhythmische Liniengefüge der konvex und konkav schwingenden Berg- und Waldsilhouette gegenüber, und im Verlauf der Schneeflecken im Vordergrund findet das kompositorische Linienspiel nochmals eine Entsprechung; durch den ein wenig aus der Mitte nach links gerückten Flusslauf weist es wiederum hinauf auf die zentrale majestätische Bergspitze.
Wir danken Viola Radlach, Co-Autorin Werkkatalog Giovanni Giacometti, vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA, Zürich, für den Textbeitrag.