Lot 19
  • 19

Félix Vallotton 1865 - 1925

Estimate
1,800,000 - 2,500,000 CHF
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Description

  • Félix Vallotton
  • COUCHER DE SOLEIL À GRÂCE, CIEL ORANGÉ ET VIOLET, 1918SUNSET AT GRACE, ORANGE AND VIOLET SKY, 1918
  • Unten links signiert und datiert
  • Öl auf Leinwand
  • 54 x 73 cm

Provenance

Succession F. Vallotton, Paris
J. Rodrigues-Henriques, Paris
Privatbesitz, Paris
Privatbesitz, Schweiz

Exhibited

Paris, Galerie Druet, Exposition Félix Vallotton, 1919, Nr. 19 oder Nr. 33 (Coucher de soleil)
Winterthur, Kunstmuseum etc., Félix Vallotton, 1978-79, Nr. 142
New Haven, Yale Universitiy Art Gallery etc., Félix Vallotton, 1991-93, Abb. 229, S. 191 und S. 317 (Coucher de soleil à Grasse)
Bern, Kunstmuseum / Martigny, La Fondation Pierre Gianadda, Félix Vallotton - Die Sonnenuntergänge, 2004/2005, S. 205, Nr. 72, abgebildet (sowie Abbildung auf Umschlag)

Literature

Félix Vallotton, Livre de raison, Nr. 1167
Rudolf Koella, Das Bild der Landschaft im Schaffen von Félix Vallotton, Wesen, Bedeutung, Entwicklung, Zürich 1969, LK 226
Brooks Adams, "The Swiss Nabi", in: Art in America (New York), 1992, S. 80, abgebildet
Anne-Françoise Ponthus, La postérité du nabisme dans l'oeuvre peint de Félix Vallotton, Paris-Sorbonne 1992, S. 36, Nr. 57
Marina Ducrey, Félix Vallotton 1865-1925, l'oeuvre peint, Catalogue raisonné, Bd. III, Lausanne/Zürich/Milan 2005, Nr. 1232, abgebildet (in Farbe)

Catalogue Note

Sonnenuntergänge gehörten zu Vallottons Lieblingsmotiven. Zwischen 1910 und seinem Tod 1925 malte er gegen 40 solcher Bilder. Die meisten von ihnen stellen Motive aus der Umgebung von Honfleur dar, der kleinen Hafenstadt in der Normandie, in welcher der Künstler seit 1909 regelmässig den Sommer verbrachte. Man weiss, dass er fast jeden Abend mit dem Fahrrad auf eine benachbarte Anhöhe, die sogenannte Côte de Grâce, oder zum darunter liegenden Strand fuhr, um dieses faszinierende Naturschauspiel zu beobachten. Seine Eindrücke hielt er oft mit Bleistift in einem kleinen Notizbuch fest, sowohl in Form einer Skizze als auch mit Hilfe von Farbnotizen. Die entsprechenden Bilder aber wurden, wie fast alle Landschaften Vallottons, erst nach seiner Rückkehr ins Atelier ausgeführt, gelegentlich sogar erst Monate später. Dies erklärt, warum diese Sonnenuntergänge, obschon sie auf genauer Naturbeobachtung beruhen, merkwürdig artifiziell anmuten. Von einer atmosphärischen Lichtwirkung, wie sie die Impressionisten liebten, kann jedenfalls keine Rede sein. Alles ist reduziert auf flächige Pläne, die sich mit messerscharfen Konturen voneinander abheben, und die Farben sind so sehr ins Dekorative verfremdet, dass sie noch unglaublicher anmuten, als sie es ohnehin schon sind.
Wie so oft ist hier der Blick von der Côte de Grâce auf die seichte Wasserlandschaft der Seinemündung dargestellt. Genau in der Bildmitte schwebt am orange-, lila- und rosafarbenen Abendhimmel ein gelber Sonnenball, der sich im grünen Wasser auf unterschiedlichste Art spiegelt. Die dunklen Bänder auf der Wasserfläche stellen Sandbänke dar, welche die Ebbe am Abend freizulegen pflegt, und eingefasst ist das faszinierende Naturschauspiel von einer nahezu schwarzen Kulisse im Vordergrund, die links und rechts aus ins Bild ragenden Baumästen, unten aus einer sanft geschwungenen, mit einem Zaun bekrönten Geländekuppe besteht. Diese klar silhouettierten Rahmenelemente haben nicht nur die Aufgabe, Raum ins Bild zu bringen; sie machen auch deutlich, dass es sich bei dem dargestellten Motiv um etwas bewusst Komponiertes handelt. Es ist anzunehmen, dass sich Vallotton zu dieser kühnen Bildidee von japanischen Farbholzschnitten anregen liess, die er ebenso bewunderte wie seine Künstlerfreunde, die Nabis (Abb.). Ohne Zweifel gehört dieser 1918 entstandene Sonnenuntergang zu den eindrücklichsten Zeugnissen dieser Art. Nicht zufällig schmückte er 2004/05 das Plakat und den Katalogumschlag der Ausstellung „Félix Vallotton – Die Sonnenuntergänge" im Kunstmuseum Bern.

Wir danken Dr. Rudolf Koella, Kunsthistoriker, für den Textbeitrag.